Ein Praxisbeispiel: Heute habe ich erlebt, wie gelungene Krisenkommunikation funktionieren kann. Die Stadt Hamminkeln hat die hiesige Presse eingeladen, um eine, ich zitiere „Diskussion ein Stück weit zu versachlichen.“ Ursprung dieser Diskussion ist ein ein halbes Jahr zurückliegendes Internum, konkret: eine Personalie. Es geht um Mobbingvorwürfe, Klärungsversuche, fristlose Kündigung, Dementi, eingeleitete Gerichtsverfahren. Eine interne Angelegenheit, die an die Presse herangetragen wurde und sich damit entwickelt hat. Es geht also um ein sehr heikles, eigentlich vertrauliches und damit um ein sehr sensibel zu behandelndes Thema.
Zudem ist Wahlkampf. Der amtierende Bürgermeister stellt sich wieder zur Wahl und für seine „Gegner“ ist das nun ein gefundenes Fressen. Leider muss man ganz deutlich sagen, denn wenn es um Mobbing geht – ob bewiesen oder nicht, allein bei dem kleinsten Verdacht – sollten, nein müssen Grenzen gewahrt bleiben, die doch überschritten wurden. Nun verhält es sich so, dass der Sachverhalt Gegenstand von Social-Media-Beiträgen, hitzigen Vorwürfen geworden ist und seine Kreise zieht.
Die Stadt lud ein, um sich für die Mitarbeiter der Verwaltung stark zu machen. Denn diese würden privat mit diesem einstigen Internum belastet, indem auch sie sich dieser Situation öffentlich stellen müssten: Wo arbeitest Du denn da? Was ist denn bei Euch los? Fühlst Du Dich da etwa wohl? … Und vor allen Dingen geht es auch um die Person, mit der die Geschichte ihren Anfang nahm, die nun Gegenstand einer öffentlichen Debatte geworden ist. So sollte das nicht sein. So weit sollte es doch nicht kommen.
Nach eigenen Aussagen investiere die Stadt seit Jahren viel Zeit und Geld in die interne Kommunikation und arbeite an einem vertrauensvollen Arbeitsklima. Dessen sieht sich der Verwaltungsvorstand nun torpediert. Durch eine sich in die Öffentlichkeit verlagerte Diskussion. Nicht nur das interne Klima ist betroffen, ebenso das Image der Stadt als Arbeitgeber. Es ist wahrlich eine sehr schwierige Situation: emotional aufgeladen, persönlich belastend, diffamierend. Wie verhält sich der Sachverhalt? Wer hat interne Dokumente an die Presse gegeben? Wie geht es weiter?
Die Antwort: Der Verwaltungsvorstand geht in die Offensive, beruft eine Pressekonferenz ein, stellt die Situation dar und sich der Presse. Ebenso vorbildlich wie mutig. Vorbildlich in Bezug auf eine offene, auf Augenhöhe stattfindende Zusammenarbeit mit der Presse und mutig aufgrund der Brisanz, die diesem Sachverhalt beiwohnt. Es hätte eine hitzige Frage-Antwort-Runde werden können. An dem war es aber nicht. Die Stimmung war ruhig, gar verhalten, nachdenklich. Kaum Fragen seitens der Medienvertreter. Ungewöhnlich. Weil so unglaublich
Aus meiner Sicht war dieses Pressegespräch ein wirklich beispielhaftes Vorgehen der Stadtverwaltung im Umgang mit einer Krise: Sachlich. Transparent. Klärend. Hoch aufgehängt. Den einzelnen Mitarbeiter wertschätzend. Glaubwürdig. Charakterstark.
In einer Krise heißt es, zu handeln. Transparenz schafft Vertrauen schafft Krisenbewältigung.
Der Artikel, den ich dazu für den Weseler geschrieben habe, steht unter der Überschrift „Unruhe in der Verwaltung“ online auf lokalkompass.de. Darin ist das vorangegangene Geschehen nachzulesen, sind persönliche Aussagen von Bürgermeister, Verwaltungsvorstand, der Gleichstellungsbeauftragten und dem Personalratsvorsitzenden aufgeführt.